Interview mit Andreas Magerl von Amiga Future

Der Amiga von Commodore ist unter Computer-Oldies längst eine Legende und auch heute gibt es noch zahlreiche Fans rund um ein Computersystem, welches 1986 das Licht der Welt erblickt. Doch schon 1994 kam das vorzeitige Ende für den Amiga, als der ursprüngliche Hersteller Commodore Pleite ging. Seitdem wird der Amiga unter verschiedenen Flaggen vermarktet und ist doch trotzdem leider nur noch ein Nischen-System. Einen der wichtigsten deutschen Lichtgestalten rund um den Amiga haben wir heute im Interview: Andreas Magerl vom Print-Magazin „Amiga Future“.

CC: Hallo Andreas, die meisten Leser werden dich eher nicht persönlich kennen. Vielleicht kannst du dich einfach mal vorstellen und wie alles mit den Computern bei dir angefangen hat?

AM: Über mich gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich bin den üblichen Werdegang der meisten User in den 80er Jahren gegangen: C64 Fan und irgendwann auf den Amiga umgestiegen. Irgendwann habe ich dann den TCP Computerclub gegründet und ab da bin ich in unzähligen Projekten dabei gewesen. Von den meisten wissen die User gar nichts.

CC: Wenn ich es richtig sehe, dann bist du mit der „Amiga Future“ der letzte Herausgeber eines Print-Magazins für den Kult-Computer Amiga in Deutschland. Erzähl den Lesern doch mal etwas mehr über das Heft!

AM: Die beste Möglichkeit ist eigentlich einmal einen Blick auf die Amiga Future Webpage zu werfen. Dort sind viele ältere Ausgaben (damals noch in s/w) online verfügbar. Die Amiga Future wurde als reine Spiele-Zeitschrift gegründet und anfangs vom ICP-Verlag veröffentlicht. Nachdem wir komplett eigenständig wurden hat sich die Amiga Future zu einer Zeitung gewandelt, die alle Themen rund um den Amiga behandelt.

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CC: Dank des „Amiga Future“-Magazins hast du bestimmt einige Insider-Infos für uns. Wie sieht die Hardware- und Software-Zukunft des Amigas aus? Welche Entwicklungen könntest du dir persönlich vorstellen?

AM: Insider-Infos haben die Eigenschaft das sie dies meist auch bleiben sollen. Wie ich mir die Zukunft vorstelle? Ich könnte mir gut vorstellen das AmigaOS 4 auch mal auf einer anderen Hardware-Plattform laufen wird. Ankündigungen dieser Art sollte man aber mit Vorsicht genießen weil es leider niemanden gibt der solche Informationen bei AmigaOS 4 richtig formuliert und zum richtigen Zeitpunkt publik macht.

Die Entwicklung bei AROS läuft an sich ganz gut, ist aber meiner Meinung nach noch lange kein Ersatz für ein herkömmliches Amiga-System. Aber das wird sicher irgendwann einmal kommen. Bei MorphOS kenne ich mich persönlich nicht soviel aus. Aber die Entwicklungen hören sich, zuminderst in der Theorie, ganz gut an.

Bei den Classic Amiga läuft es an sich auch ganz gut. Immer wieder gibt es neue Hardware-Projekte, Software und viele andere Projekte. Classic Amiga werden auf jeden Fall nicht so schnell aussterben. UAE & Co, vor allem WinUAE, sind recht gute Teile. Haben aber wenig mit der Zukunft des Amiga zu tun.

Alle Schienen haben das Problem, dass es nur kleine Bereiche sind. Die Entwickler und vor allem die User sollten endlich einmal lernen dass es besser ist zusammen zu arbeiten als gegeneinander. Kindische Grabenkämpfe bringen niemandem etwas.

CC: Früher gab es ja noch zahlreiche andere Amiga-Magazine wie Amiga Joker, Amiga Games, Amiga Plus, Amiga Kickstart, usw. Welche Magazine hast du gelesen und hast du ggf. noch Kontakt zu den ehemaligen Redakteuren, z.B. dem ehemaligen AJ-Herausgeber Michael Labiner?

AM: Gelesen habe ich eher weniger, meist weil ich die Infos schon vorab hatte. Ich hab ja für fast alle Magazine mal gearbeitet bzw. kooperiert. Kontakte habe ich mit vielen Chefredakteuren noch. So habe ich von Michael die Erlaubnis bekommen alle Amiga Joker Ausgaben zu veröffentlich (Das Projekt läuft bereits seit einiger Zeit). Mit Hans von der Amiga Games hab ich vor zwei Wochen gechattet und mit Ali von AmigaOS/AmigaPlus hatte ich gestern erst Kontakt.

CC: Hast du selbst noch einen Amiga? Und falls ja, wie sieht dein damaliger und heutiger Amiga-Fuhrpark aus?

AM: Ich habe hier momentan einen Amiga 600, Amiga 1000, Amiga 4000T und einen MicroA1. Im Laufe meiner Amiga Laufbahn hatte ich auch noch mehrere 2000er, einen Amiga 4000, Amiga 1200 und den good old Amiga 3000.

CC: Gib es zu: Ab und zu schaltest du den Amiga nicht nur zum Arbeiten sondern auch zum Zocken an… Was sind deine Lieblingsspiele auf dem Amiga und warum?

AM: Nein, ich hab leider absolut null Zeit zum zocken. Früher hab ich wahnsinnig gerne Maniac Mansion, Siedler und Sim City gespielt.

CC: Ein Emulator für den PC ist natürlich kein Ersatz für ein echtes Amiga-Feeling, aber findest du Emulatoren trotzdem ok und welche kannst du empfehlen?

AM: Es gibt an sich nichts gegen Emulatoren zu sagen. Das Problem ist halt, dass bei Emulatoren die Devise „Alles muß kostenlos sein“ extrem verbreitet ist. Und diese Einstellung hilft dem Amiga nicht im Geringsten weiter. Ich finde WinUAE ist der beste Emulator.

CC: A propos PC: Hast du neben dem Amiga noch andere Rechner wie PC, Atari, C64 oder so und wozu nutzt du sie hauptsächlich?

AM: Ich habe hier einen C64 im Büro stehen, aber leider schon seit einer Ewigkeit keine Zeit mehr gehabt ihn einzuschalten. Außerdem einen uralt Windows-PC. Es gibt einige Sachen, vor allem im Web, die sind auf den Amiga einfach nicht machbar.

CC: Wenn du auf das Jahr 1994 zurückblickst: Welche Fehler wurden deiner Meinung nach damals von Commodore gemacht die letztlich zum Konkurs geführt haben?

AM: Das ist eine Glaubensfrage. Commodore hatte immer den Fehler gemacht, dass sie glaubten, dass sich Hardware mit dem Amiga von selbst verkauft, ohne dass man etwas dafür machen müsste. Der Anwender-Bereich wurde praktisch überhaupt nicht gefördert. Es wurden Modelle veröffentlicht die schon vor dem Release veraltet waren. Dazu kam eine Preispolitik die grausam war. Ich glaube, es gibt da viele Gründe – und ja, Raubkopien waren auch einer von vielen Gründen.

CC: Letzte Frage und dann darfst du ins Wochenende: Kann man Amiga-Rechner heute eigentlich noch irgendwo als Neuware kaufen und falls ja, wo?

AM: Petro Tyschtschenko, ehemaliger Chef von Amiga Technologies, hat noch einige neue Amiga 1200 auftreiben können. Die gibt es direkt bei Petro. Ansonsten gibt es die neue Generation der Amiga Rechner im Amiga Fachhandel wie z.b. bei ACube, Alinea, Amigakit, Vesalia & Co.

CC: Danke für das Interview Andreas und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit der Amiga Future!

AM: Rechtschreibfehler sind beabsichtigt und gelten als kostenlose Beilage 😉

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